Die (Selbst-) Zensur beenden

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Für Überlebende ist es aus vielerlei Gründen meist schwierig, über das Erlebte zu sprechen. Da sind all die Ängste, die Konditionierung durch die Täter, die es zu überwinden gilt. Nicht einfach. Und durch die Traumafolgen ist es sehr schwierig alles mental zu ordnen und auf eine kohärente Art zu verbalisieren. Denn wenn man das noch nicht für sich selbst überhaupt sortiert hat, wie soll man es dann nachvollziehbar präsentieren und vertreten?

Tja, und dann gibt es obendrein noch gezielte Versuche Betroffene zu verunglimpfen, als Spinner hinzustellen und sie gar lächerlich zu machen. Nicht nur durch offensichtlich Befangene, wie die False Memory Syndrome Foundation, sondern auch durch Fernsehen und Presse, die in den letzten 2 Jahren im deutschsprachigen Raum wieder einmal mit vereinter Stimme den Mockingbird geben. Deren Stimme hat gewaltig Stimmung gemacht und infolgedessen sind viele verstummt, die sich wieder einmal verraten und verkauft gefühlt haben. Und in einigen Fällen wurde ihnen auch ganz praktische Unterstützung entzogen, wenn Therapieplätze und -angebote über Nacht, von der Wucht der medialen Machtausübung getroffen, verschwanden. Mit allen daraus resultierenden Konsequenzen.

Als Überlebende/r hat man sowieso schon große Probleme, mit den Folgen der Erlebnisse umzugehen und seinen Alltag zu bewältigen. Wenn so etwas passiert, wie die öffentliche Negierung, Verunglimpfung und Verhöhnung durch die Medienmacher, ist das für viele als würde ihnen der Boden unter den Füßen weggezogen. Ein Gefühl der Ohnmacht angesichts der Übermacht. Das kennen wir Betroffenen nur zu gut, und es war für viele wie eine Wiederholung und einige, die ich in den letzten Monaten kennenlernte, hatten mit Retraumatisierung zu kämpfen.

Aber, wie jede Krise, hat auch diese Chancen geboten. Chancen dennoch aufzustehen, sich zusammenzufinden und sich nicht der Ohnmacht hinzugeben. Und auch das ist geschehen. Menschen haben sich vernetzt, ihre Stimme erhoben und einander Trost gespendet.

Eines der Projekte, die entstanden sind, ist https://www.50voices.org. Hier legen 50 Überlebende Zeugnis ab. Allen wurden die gleichen Fragen gestellt und ihre Antworten per Video protokolliert.

Ich bin eine der 50 Personen, die ihre Stimme erhoben haben. Kein leichter Schritt, sich so verletzlich öffentlich zu zeigen. Ich bin froh, es getan zu haben, auch wenn ich noch nicht abschätzen kann, wie die Auswirkungen auf mein Leben aussehen werden.

Die Macht der lauten Leugner darf nicht zur Zensur führen, und ihr nachzugeben würde Selbstzensur bedeuten. Ich mach’ da nicht mehr mit. Ich erhebe meine Stimme. Auch wenn es nicht viele hören wollen. Es ist sowohl ihr gutes Recht als auch ihre freie Entscheidung, uns nicht zu glauben. Aber ich kann für mich einen anderen Weg wählen, denn ich bin den Leugnern und ihrem Weltbild nicht verpflichtet. Ich bin mir selbst verpflichtet und hoffe, dass alle, die ihre Stimme erheben, andere mutige Menschen inspirieren, das Gleiche zu tun.

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